Zivilgesellschaftliche Organisationen als Gegenmacht einer lebendigen Demokratie
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Wir, die Organisationen der Zivilgesellschaft (im Folgenden NGOs genannt) - Umweltorganisationen, Organisationen der internationalen Solidarität und Akteure, die sich für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen - bringen unsere tiefe Besorgnis über die Haltung der Regierung gegenüber NGOs im Allgemeinen und über den Umgang mit der Situation der Caritas-Stiftung im Besonderen zum Ausdruck. Wir drücken unsere Solidarität mit den Begünstigten und Angestellten der Caritas aus. (*)
Unabhängige Organisationen im Dienste des Gemeinwohls
Die Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht, wie die ökologische Krise, die Krise bei der Aufnahme von Migranten und die Bekämpfung der Armut, sind gigantisch. Unsere Gesellschaft wird nur dann in der Lage sein, diese Herausforderungen zu bewältigen, wenn ein breite öffentliche Debatte ist gewährleistet und garantiert, dass die Perspektiven aller Akteure berücksichtigt werden. Die Vielfalt der Ansichten und Argumente ist eine Voraussetzung für eine Politik, die den Herausforderungen gewachsen ist und den Bedürfnissen der gesamten Bevölkerung gerecht wird.
Indem die Regierung jedoch die Rolle der NGOs auf bloße "Dienstleister" reduziert, schwächt sie die Zivilgesellschaft als Grundstein der Demokratie, anstatt sie zu stärken, und das in einem Kontext, in dem die Demokratie von allen Seiten angegriffen wird. Die Rolle der Zivilgesellschaft als Träger einer politischen Debatte über die Entwicklung der Gesellschaft scheint als störend angesehen zu werden, während die NGOs sind die Hefe im Teig einer lebendigen Demokratie und Gesellschaft.
Ohne die freiwillige und professionelle Arbeit von Hunderten oder gar Tausenden von Menschen in NGOs wäre unsere Gesellschaft um einiges ärmer, sowohl was die Beteiligung der Zivilgesellschaft als auch die Umsetzung zahlreicher Aktivitäten und Dienstleistungen betrifft. Tatsächlich setzen die NRO in Luxemburg Folgendes um eine Vielzahl von Aktivitäten zum Nutzen des Gemeinwohls in den Bereichen Soziales, Umwelt, Wirtschaft oder auch Kultur. Dieses Engagement verdient nicht nur finanzielle, sondern auch politische Unterstützung von Seiten des Staates. Leider scheint die Regierung, anstatt dieses Engagement zu unterstützen und zu fördern, das Gegenteil zu tun. Die Art und Weise, wie mit der Caritas-Akte umgegangen wird, und insbesondere die Tatsache, dass die politische Komponente ihres Handelns nicht beachtet wird, ist ein perfektes Beispiel dafür.
Wir beobachten eine Tendenz der Institutionen, NGOs in Verruf zu bringen, zugunsten von Wirtschaftsakteuren, deren Rolle und Handlungsweise als tugendhafter angesehen wird - das Caritas-Dossier ist wieder einmal ein hervorragendes Beispiel dafür. Die Exekutive vernachlässigt dabei das Know-how der NGOs in Bezug auf soziale und ökologische Innovationen sowie die Ethik, die im Finanzmanagement der NGOs vorherrscht. Die Rolle der NGOs als Gegenmacht zählt zu den Leitplanken einer DemokratieWir sind besorgt darüber, dass sie nachlassen könnte.
Diese ideologische Voreingenommenheit spiegelt sich in zahlreichen anderen Dossiers wider, mit denen die unterzeichnenden NGOs regelmäßig konfrontiert werden, sei es auf der Ebene eines kaum vorhandenen oder sogar unterentwickelten Dialogs oder bei der Infragestellung der Finanzierungsmethoden von NGOs.
Partner als treibende Kraft in der öffentlichen Debatte
Unsere Organisationen stellen einen zunehmenden Mangel an Zuhören und Dialog fest seitens der Regierung, die immer mehr dazu neigt, die Akteure der Zivilgesellschaft, ihre kritische Stimme und ihre Erfahrungen zu bloßen Dienstleistern zu degradieren. NGOs haben in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle gespielt indem sie innovative Projekte durchführten, die anschließend Rechtsrahmen und operative Vorkehrungen orientierten. Wir sind der Meinung, dass die Expertise der Zivilgesellschaft mehr Beachtung verdient, da NGOs in der Lage sind, zu Folgendem beizutragen sich eine egalitärere, umweltfreundlichere und gerechtere Gesellschaft vorstellen und schaffen. Die Zukunft einer Gesellschaft darf nicht allein in den Händen der institutionalisierten und wirtschaftlichen Macht liegen. Dies würde bedeuten, das Erbe, das Know-how, das Engagement und die Überzeugungen zu vernachlässigen, die Teil einer Geschichte und eines menschliches Erbe und Bürger, und die sich nicht in einfachen Tabellenkalkulationen oder Arbeitsblättern widerspiegeln können.
Die Zivilgesellschaft in Luxemburg ist ein glaubwürdiger Partner, der für Ausgewogenheit sorgt, einen kritischen Geist garantiert und es ermöglicht, die Meinungsvielfalt und der Art und Weise des Seins. Sie ermöglicht es, den Stimmen der Stimmlosen Gehör zu verschaffen, den Stimmen derjenigen, die sich außerhalb der vorherrschenden gesellschaftlichen Vorstellungen befinden, an den Rändern einer globalen Marktwirtschaft, die zum Synonym für Umweltzerstörung, Ungleichheit, Ausgrenzung, Deregulierung usw. geworden ist. Die Möglichkeit für alle, ihre Meinung zu äußern, ist der Garant für politischen Pluralismus und eine gesunde Demokratie. Wir plädieren für eine gemeinsame Nutzung des öffentlichen Raums, für politische Anwaltschaft, für einen offenen und vielfältigen Bürger- und Zivilraum, der politische Meinungsäußerung und den Kampf gegen Ungerechtigkeiten ermöglicht.
Wir fordern alle Beteiligten auf, ihre Prioritäten neu zu bewerten und wieder eine konstruktiver Dialog mit den Akteuren der Zivilgesellschaft (Assisen der Zivilgesellschaft, öffentliche Debatte mit der Kammer und der Regierung usw.). Es ist zwingend notwendig, dass wir zusammenarbeiten um die Grundwerte von Gerechtigkeit, Sparsamkeit, Solidarität und soziale Eingliederungle. Wir müssen diese Prinzipien heute mehr als je zuvor verteidigen, um eine gerechte und faire Zukunft für alle zu gewährleisten.
(*) Unsere Organisa,onen sammeln viele Jahre Erfahrung und Engagement für einen gesellschaftlichen Wandel. Unsere Mission ist es das beschädigte Gewebe der Welt reparieren in dem wir leben : die Natur reparieren, Menschen mit ihrer Umwelt in Verbindung bringen, auf Ungerechtigkeiten reagieren die durch Jahrhunderte der Sklaverei, Kolonialisierung und Ausbeutung erlitten wurden, an Sorgen und Diskriminierung, an nationalistischen Ideologien, an sozialen Klassenkämpfen und an einer Globalisierung, die vor allem ungleich und gewalttätig sein soll. Unsere Aufgabe ist es über die Zukunft unserer Gesellschaften nachdenkender Welt, in der wir leben. Wir sind keine Manager, sondern Männer und Frauen, Kollektive, die von der Idee beseelt sind, dass die von der modernen Welt und ihrer Rentabilitätslogik konstruierten Gegensätze Ungerechtigkeiten und Ungleichgewichte schaffen, die die Art und Weise bedrohen, wie wir alle auf unserem Planeten zusammenleben und unsere Gesellschaften auf gerechte, faire und nachhaltige Weise organisieren können.
Liste der Unterzeichner
- Abram asbl
- Freundschaft Am Sand-Amizero NGO
- Amnesty International Luxemburg
- ASTI
- ASTM
- Athenaeum - Humanitäre Aktion
- CELL - Citizens for Ecological Learning and Living (Bürger für ökologisches Lernen und Leben)
- CID Fraen an Gender
- CLAE
- Komitee für einen gerechten Frieden im Nahen Osten Nord-Süd-Kooperation
- Dignitas asbl
- Greenpeace
- Ëmweltberodung Lëtzebuerg a.s.b.l.
- Kinder der Hoffnung
- etika
- Fairtrade Lëtzebuerg
- FDH
- Frëndeskrees Kamerun
- Friddens- a Solidaritätitsplalorm
- Die Sonne in der Hand Les Amis de Pirajà
- Les Amis du Tibet LIFE WG
- Ärzte der Welt
- Mouvement Ecologique (Ökologische Bewegung)
- natur&ëmwelt a.s.b.l.
- Niños de la Tierra a.s.b.l.
- teilen.lu
- Rokku Mi Rokka
- Solidaritéit mat den Heescherten
- SOS Hunger
mit Unterstützung des NGO-Kooperationskreises
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